Andreas Bär
Projektionen
Die Bilder, mit denen der Stuttgarter Künstler Andreas Bär die in der Waschküche speisenden Gäste behelligte, waren darauf angelegt, nachzuwirken. Der auf einem Wäschetrockner platzierte Diaprojektor war auf eine phosphoreszierende Leinwand gerichtet, so dass sich die von der unmittelbaren Umgebung des Galgenbuckels handelnden Bilder mehr und mehr überlagerten und in jedem neuen Bild gleichsam die Spuren der vorigen manifest werden konnten. ‘Ich muss es ans Licht bringen‘ war bezeichnenderweise der erste Satz, den der Künstler per Dia an die lichtspeichernde Leinwand projizierte, so dass er anschließend im Dunkeln weiterleuchtete. Während der ‘Nachleuchtphase‘ der Sätze
und Bilder wurden mit einer Taschenlampe Manipulationen auf der Leinwand vorgenommen: Bildelemente hervorgehoben, Zeichnungen eingefügt oder weitere Texte in die Leinwand eingeschrieben, wie beispielsweise Zitate über die nachhaltige Wirkung von Kunst, die Zuschreibung von Werten und darüber, warum ein stiller Bürger ein schlechter Bürger ist, bzw. was eigentlich ‘Anteilnahme‘ bedeutet, sich politisch zu engagieren, in Gedenkdiskurse einzustimmen - oder im 18. Jahrhundert einer Hinrichtung beigewohnt zu haben.
Karoline Walter